Verzicht ist in unserer westlichen Welt nicht so angesagt. Warum auch? Uns steht ja permanent wirklich alles im Überfluss zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung. Erdbeeren & Spargel im Winter sind wohl ein klassisches Beispiel um die Absurditäten der Globalisierung und der Omnipräsenz von Wirtschaftsgütern darzustellen.

Was bedeutet Verzicht für Dich? Ist es negativ behaftet? Hat es in erster Linie mit Entbehrung zu tun? Etwas nicht in Anspruch zu nehmen, was dir zusteht. Weil dir vielleicht etwas Anderes wichtiger ist – Oder tatsächlich weil du es jemand anderem mehr gönnst? Vielleicht wäre die Anstrengung dafür auch einfach zu groß? Manchmal verzichten wir auch aus Vernunft, weil wir wissen, dass es für uns besser wäre Dies oder Das nicht zu tun oder zu konsumieren. Manchmal löst Verzicht aber auch regelrechte Verlustängste aus.

Ich erlebe diese regelrechten Verlustängste im Rahmen meiner Ernährungsberatungen und Coachings sobald ich die bisherige Ernährung in Frage stelle. Oft geht dann direkt eine Tür zu. Als wollte ich meinen Klienten etwas wegnehmen. Ihnen etwas verbieten oder schlechtreden.

Aus psychologischer Sicht kann sich dahinter sehr viel verbergen. Unwahrscheinlich spannend finde ich den Ansatz, dass man quasi das mütterlich oder elterlich geprägte Essverhalten als nicht richtig einstufen soll. Man erlebt quasi die Kritik am Essverhalten als Ablehnung der elterlichen oder mütterlichen Fürsorge, die nun mal sehr eng mit der Ernährung verknüpft ist. Eine Veränderung kann hier nicht nur über den Verstand funktionieren sondern sollte das Erleben immer einbeziehen.

Als Yogalehrerin beschäftige ich mich ja Job bedingt viel mit dem Thema „Loslassen“. Auf allen Ebenen. In den Dehnungen, im Pranayama (Atemübungen) und natürlich auch in der Meditation, im Savasana und darüber hinaus.

Loslassen und Leichtigkeit spüren

Yoga und der Verzicht

Im Yoga verzichten wir oft, ohne uns darüber im Klaren zu sein. Während der Meditation (Dyana) versuchen wir auf Bewertungen unserer Gedanken zu verzichten und uns in Achtsamkeit zu üben. Wir verzichten auf die Aktion und gehen in die Introspektive. Suchen den Rückzug. Was für manch „zivilisierten“ Menschen undenkbar ist, nämlich Erfüllung in der Stille zu finden, bereitet erfahrenen Yogis höchste Freude und verbindet sie mit ihrem tiefsten Inneren und einer höheren Instanz. Stille ist nicht nichts. Für mich persönlich ist Stille der Verzicht auf alles überflüssige um die Verbindung mit der Essenz und meinem Sein spüren zu können.

In der yogischen Tradition beschäftigen wir uns mit dem 8-gliedrigen Pfad, den Yamas und Niyamas. Das 4. Yama steht für Brahmacharya, was übersetzt so viel bedeutet, wie „das rechte Maß halten“ bzw. die „Entlastung der Sinne.“ Quasi die freundliche Empfehlung des Yogasutra den Mittelweg zu wählen, mit Bedacht und Verstand das richtige Maß zu finden. Gar nicht so einfach, wenn die Macht der Gewohnheit stärker zu sein scheint. Der gesellschaftliche Druck noch hinzukommt oder man dem inneren Schweinehund mehr schlecht als recht widerstehen kann. Das kennst du sicherlich auch, oder? Meine ganze Familie weiß z. B. genau, wenn sich meine Regel anbahnt. Dann vernichte ich alles, was mir in die Quere kommt – mit Vorliebe Schokolade – manchmal ohne Sinn und Verstand. (*schäm*)

Pratyahara (der Rückzug der Sinne ) – der 5. Aspekt des Acht-gliedrigen Pfades – ist so gesehen auch ein Verzicht. Ein Verzicht auf die bewusste Wahrnehmung der Sinnesreize, die unsere Sinnesorgane ja permanent aufnehmen, umwandeln und uns mit Informationen in Dauerschleife zudrönen. Gott sei Dank gibt es die selektive Wahrnehmung. Ein Schutz, ein Filter, der schon mal vorselektiert und doch dringt immer noch wahnsinnig viel zu uns durch.

Laura Malina Seiler nennt es so schön „Bullshit-FM“ und ich glaube damit weiß jeder was gemeint ist. Die endlose Plappertasche in unserem Gehirn, die jedes Geräusch, jeden Geruch, jeden visuellen oder kinästhetischen Reiz unterbewusst verarbeitet und dank selektiver Wahrnehmung nur einen Bruchteil zu uns durchsickern lässt. Dieser Bruchteil reicht aber meist schon aus um uns zu stressen, zu überfrachten oder reizbar und unkonzentriert werden zu lassen. Ich empfehle meinen Yogis dann oft, sich vorzustellen, dass dieses Geplapper im Kopf wirklich ein Radiosender ist und sie diesen „Sender“ einfach mal leiser drehen. Kaum hörbar und damit wieder etwas mehr Raum schaffen. Ruhe um Durchatmen können.

Wo liegt nun aber der Vorteil vom bewussten Verzicht?

Wieso fasten so viel mehr ist als nur der Verzicht auf Nahrung oder andere Zivilisationslaster

Wieso es sich lohnt sich einmal intensiver mit dem Thema des bewussten Verzichts zu beschäftigen, möchte ich im folgenden Artikel auf ganz persönlicher Ebene erläutern.

Schon während meiner Teenager Zeit vor mehr als 25 Jahren kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit dem Thema Heilfasten. Nicht ich selbst, sondern über meine damals schwer an Weichteil-Rheumatismus (Fibromyalgie) erkrankte Mutter. Übrigens ist Fibromyalgie eine Bezeichnung für einen Formenkreis von Schmerzzuständen, ein Krankheitsbild, das gar nicht näher definiert werden kann. Ein hilfloser Versuch der Schulmedizin einen Namen für etwas zu finden, was sie nicht zu fassen bekommen. Meine Mutter war gezeichnet von entzündlichen Prozessen in ihrem Körper, geschwollenen Gelenken, Steifheit, Schmerzen, Niedergeschlagenheit, Energiemangel und Depression.

Am Höhepunkt ihrer Erkrankung empfahl eine versierte Naturheilkundlerin meiner Mutter ein begleitetes Heilfasten. Innerhalb kürzester Zeit wandelte sich der Zustand meiner Mutter komplett, sie war kaum wieder zu erkennen. Sie veränderte sich nicht nur äußerlich durch Gewichtsverlust und strahlende Haut. Außerdem hatte sie wahnsinnig viel Energie und sagte selbst, sie fühle sich wie ein junges Reh. Doch nicht nur das: Sie war komplett frei von Schmerzen, die Blut- und Entzündungsparameter verbesserten sich exorbitant und sie und entwickelte ein völlig neues Lebensgefühl. Unglaublich, wenn ich es nicht selbst miterlebt hätte.

Seit diesem Zeitpunkt integrierte sie diese Form der Therapie in regelmäßigen Abständen in Ihr Leben.

Verzicht beim Fasten © alleideen.com

Nichts essen – wie soll das bitte gehen? Ich liebe essen!

Für mich war die Vorstellung nichts zu essen undenkbar und doch war ich fasziniert von den Effekten, die ich hautnah miterlebt hatte. Zu dieser Zeit war ich im völligen Stress & selbst manifestiertem Zeitdruck, habe geraucht, getrunken, keinen Sport gemacht, eigentlich nur gearbeitet und totalen Raubbau an meinem Körper betrieben. Konsum war König in meinem Leben und doch war ich leer. Völlig ver-rückt. Aber so war es.

Es brauchte noch einige Jahre bis ich meinen ersten Versuch startete. Mehr schlecht als recht und wahrscheinlich wie viele andere Menschen, machte ich keine guten Erfahrungen mit Heilfasten. Wahnsinnige Kopfschmerzen, Entgiftungserscheinungen wie Leberschmerzen, Abgeschlagenheit, Schwäche, etc. machten sich in meinem Körper breit. Nicht schön, aber die Quittung für eine „unachtsame Herangehensweise“ mit dem Thema Heilfasten.

Erst nachdem ich mich nach meinem Burnout im Jahr 2013 auf meinen (Yoga-)Weg begab, wurde das Thema für mich zunehmend interessanter und ich beschäftigte mich tiefergehend mit Büchern von Rüdiger Dahlke, Prof. Dr. Michaelsen, Dr. Med. Petra Bracht, Klaus Leitzmann und vielen anderen. Gerade aber auch die tiefere Beschäftigung mit der Yogaphilosophie im Rahmen meiner Ausbildungen half mir Verzicht auf ganz anderer Ebene zu sehen, zu verstehen und zu erleben.

Mein erstes Heilfasten Erlebnis mit diesem Hintergrundwissen war nicht zu vergleichen mit meinem ersten Versuch. Ich fastete fünf Tage mit einem vorausgehenden Entlastungs- und einem anschließenden Aufbautag. Also insgesamt sieben Tage. Die Bedeutung des Fastenbrechens war mir zwar bekannt, aber noch nicht vollumfänglich bewusst. Dennoch war dieses Erlebnis so prägend für mich, dass ich schon ein Jahr später meine nächste Heilfasten Kur für mich startete. Weniger aus dem Grund Gewicht zu verlieren, sondern vor allen Dingen aus dem spirituellen Aspekt heraus. Seitdem hat sich vor allem auf Bewusstseinsebene bei mir wahnsinnig viel verändert.

Denn was ich erlebte lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Für mich gehen während dieser sehr zarten, besonderen Phase alle Kanäle auf und wir werden wieder durchlässiger für feinstoffliche Schwingungen. Aus yogisch-spiritueller Sicht würde ich sagen, dass unsere Nadis (Energiekanäle) mal ordentlich durchgepustet werden und unsere Chakren (Energiezentren im Körper) in Balance kommen.

Ich würde mich als per se sehr sensible – vielleicht sogar hochsensible Person – bezeichnen, doch diese Erfahrung ist anders. Der energetische Push, die Klarheit der Gedanken, das Einssein mit allem, auf allen Ebenen ist so natürlich, so selbstverständlich, so nah an dem wie es sich anfühlt, wenn alles perfekt ist, wie ich es sonst noch nicht erfahren habe.

Suchtfaktor Fasten – Definitiv JA!

Mein zweites Heilfasten betrug zehn Tage und ich steigerte mich im Laufe der Jahre auf aktuell 14 Tage. Teilweise fällt es mir schwer das Fasten zu brechen. Warum? Weil ich so bei mir sein kann, wie ich es sonst kaum bin. Weil ich so in Verbindung mit mir bin, wenn mein Körper zur Ruhe, meine Seele nach Hause kommt und mein Geist klar wird. Ich plötzlich Zeit und Raum habe mich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Bewegung und Zeit in der Natur, Stille, Frieden in mir, Frieden mit allem was mich umgibt. Das Gefühl Teil eines großen Ganzen zu sein, angekoppelt statt abgekoppelt. Spüren und nicht funktionieren. Leicht und frei. Freude in der Fülle des Seins erleben dürfen. Das hat Suchtpotenzial. Definitiv Ja!

Als Coach, Yogalehrerin und Dozentin haben natürlich auch meine Kunden und Studenten diesen Prozess mitbekommen, erlebt wie ich während des Fastens voller Energie und Freude war, ja, regelrecht aufblühte. Sie konnten kaum glauben, dass ich schon mehr als 10, 12, Tage nichts gegessen hatte und dass es mir dabei so gut ging. Sie sprachen mich immer wieder darauf an, warum ich nicht mal ein begleitetes Fasten Seminar anbieten würde.

Dieser Bitte komme ich jetzt nach. Um in diesen bewegten Zeiten jedoch auch Menschen, die nicht in meiner Nähe wohnen, die Möglichkeit zu bieten, mit mir gemeinsam bequem von zu Hause aus begleitet diesen wundervollen reinigenden und klärenden Prozess zu erleben, habe ich ein begleitetes Online Heilfasten Retreat entwickelt.

Heilfasten online – Detox your life!

Ein Heilfasten Intensivkurs über 4 Wochen, in dem ich dich nicht nur durch deinen 7 oder 10-tägigen Fastenprozess begleite, sondern in dem du auch auf spiritueller und Herzensebene von mir begleitet wirst, nötige Impulse und regelrechtes Seelenfutter von mir bekommst um in dieser sensiblen besonderen Phase auch spirituell weiter wachsen zu können.

Es ist mir ein großes Anliegen, eine große Freude auf diesem Weg Menschen dabei begleiten zu können wieder mehr in Verbindung mit sich zu kommen. Das ist meine Leidenschaft, meine Profession Menschen zu begleiten wieder die Einheit, die Ganzheitlichkeit ihres Seins zu spüren. Körper, Geist & Seele verbunden – mit Allem.

Yoga spielt im Rahmen dieser online Reihe eine große Rolle und ist ein wesentlicher Teil des Prozesses. Wir reinigen uns durch Atem- und Körperübungen. Aber auch durch Meditation und Mentalcoaching, so dass Erneuerung an Ostern wirklich stattfinden kann. Dass du auferstehst als neuer Mensch, frei von Süchten und Zwängen. Die freiste und leichteste Version deiner selbst.

Heilfasten kann hier dein Kick-Start sein. Für nachhaltige Veränderung in deinem Leben.

Wenn Du Lust hast, mehr zu erfahren, kannst Du auch hier noch mal ein bisschen über das Thema Fasten lesen.

Du bist der wichtigste Mensch in Deinem Leben. Sorge gut für Dich!


Über die Gastautorin Sylvia Prager

Sylvia ist Yogalehrerin, Coach und Dozentin aus Leidenschaft.

Portrait Sylvia Prager

Sie betreibt ihr eigenes Studio in Schlangenbad und verbindet ihr breites Wissen über Gesundheit, Ernährung, Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung auf ihre ganz eigene, einfühlsame und entspannte Art miteinander. Das Angebot reicht von klassischen Yogakursen und Workshops über Personal Training, Ernährungs- und Gesundheitsberatung bis zu Thai Yoga Bodywork, Massagen und Schmerzbehandlungen nach Liebscher & Bracht.

Hier erfährst du mehr über Sylvia und ihre Angebote: www.slyyoga.de


Bilder: © Sylvia Prager

Vielen Dank, liebe Sylvia, für das Teilen deiner Erfahrungen mit dem Fasten und den schönen Artikel! Ich wünsche mir, dass er viele Leser*innen zum bewussten Verzicht des Fastens anregt.

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2 Comments

  1. Sandra Scheidweiler März 20, 2022 at 12:08 pm - Reply

    Toller Artikel, Danke liebe Sylvia. :-)) LG Sandra

    • Stefanie März 20, 2022 at 12:11 pm - Reply

      Klasse, dass dir der Blogartikel über Heilfasten so gut gefällt :-)

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